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Weitere Ergänzungen zur Textsammlung Aufruhr & Revolte
  REVOLUTIONÄRE JUGEND:
WESTBERLINER PLATTFORM VERÖFFENTLICHT

Der "Initiativausschuß für eine Revolutionäre Jugendorganisation" (Kontaktadresse: Jochen Ebmeier, Berlin 31, Mainzer Straße 15) hat jetzt eine Plattform veröffentlicht. EXTRA-Dienst berichtete (89/II) über diese Abspaltung innerhalb der Westberliner Falken-Organisation. In dem Arbeitspapier wird der neuen DKP vorgeworfen, daß sie sich "während der Anti-Notstands-Agitation in Worten und Taten stets als so 'radikal' erwiesen habe, wie es dem Hauptvorstand der IG Metall jeweils ratsam erschien". Sie scheue sich nicht, "unisono mit SPD-Demagogen und katholischen Sozialtheologen die 'Mitbestimmung* auf ihre Fahnen zu schreiben, die den Klassenkampf in einer harmonischen Idylle auflösen soll". Es wird zu einer festen Organisation aufgerufen, weil die Geschichte aller Klassenkämpfe, zuletzt die Maikämpfe in Frankreich, gezeigt hätten, "daß die sozialistische Revolution nicht ohne eine zielbewußte Organisation der Revolutionäre zum Abschluß gebracht werden kann". Der SDS wird angegriffen, weil er "eine Anzahl revolutionärer Ideologien" geschaffen habe, "mit denen der Marxismus ersetzt werden sollte. So sprach man, auf der Grundlage einer impressionistischen, bloß anschauenden Betrachtungsweise, der 'unpolitischen Masse' des Proletariats die führende Rolle in der Revolution rundweg ab. " Es sei die Tragik der APO, daß sie von der "Selbstorganisation der Massen rede" und "doch nicht einmal in der Lage ist, sich selbst zu organisieren". Der zu gründende Jugendverband versteht sich als Basisorganisation einer "revolutionären Partei der Arbeiterklasse". Abschließend heißt es: "Welche konkrete Form der Entstehungsprozeß dieser Partei annehmen wird, kann allerdings nur der Verlauf des Klassenkampfes selbst bestimmen. "

Quelle: Berliner EXTRA Dienst 16.11.1968, Nr. 91/II, S.6

EXTRA-Dienst berichtete (89/II)
FALKEN WESTBERLIN: EINE GRUPPE WILL SICH ABSPALTEN
Nach einer der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Landeskonferenz der Westberliner Falken am vergangenen Wochenende zeichnet sich die Abspaltung einer Gruppe, die ihre Stärke mit etwa 60 Mann bezeichnet, aus der Landesorganisation und damit aus der "Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken" ab. Die Gruppe, die ihre Stützen in Neu-kölln und in Wedding hat und zu deren Sympathisanten auch Peter Brandt gehört, trägt sich mit dem Gedanken, im nächsten Jahr eine "Revolutionäre Sozialistische Jugend" zu gründen. Vordergründiger Anlaß der Abspaltung ist die Strukturdebatte innerhalb der Falken - man möchte zu einem mehr rätedemokratisch organisierten Verband hin, was kaum mehr umstritten ist; die abwandernde Gruppe ist jedoch der Auffassung, daß sie nicht allein ihre weitergehenden Strukturpläne, sondern auch ihr politisches Konzept innerhalb der Falken nicht durchsetzen kann

Anmerkung von KHS: Hintergrund dieses organisatorischen Schrittes war der Plan, eine trotzkistische Partei mithilfe einer revolutionären Jugendorganisation als Zwischenlösung  zu schaffen. In Westberlin waren es vor allem Leute aus der Schülergruppe "Neuer Roter Turm", sowie Peter Brandt, Jochen Ebmeier und Wolfgang Zeller, die den oben genannten "Initiativausschuss für eine Revolutionäre Jugendorganisation" in Leben riefen. Das Politische Vorbild war die französische Jugendorganisation Jeunesse Commmuniste Revolutionaire (JCR), die infolge der Pariser Mairevolte 1968 verboten wurde. Am 7.12.1968 fand eine Art Delegiertenversammlung in Westberlin statt, die die Trennung von den Falken für März 1969 beschloss. Es sollte dann noch ca. zwei Jahre dauern bis sich am 27./28.3.1971 die Kommunistische Jugendorganisation KJO-Spartacus in Frankfurt/Main gründete und damit in der Öffentlichkeit in direkte Konkurrenz zur trotzkistischen Gruppe Internationaler Marxisten (GIM) trat, die der IV. Internationale angehörte.

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