zurück Remember 1968
Weitere Ergänzungen zur Textsammlung Aufruhr & Revolte
  Nach dem Vietnamkongress
Aufmarsch der Antikommunisten und der Reaktion

Am 17. und 18. Februar 1968 fand an der Technischen Universität der "Vietnamkongress" in Westberlin statt. Veranstaltet wurde er von einem Bündnis sozialistischer und kommunistischer Jugendorganisationen aus Westeuropa und dem Westberliner Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS). Etwa 5.000 Teilnehmer aus 14 Ländern kamen.  "Die Internationale Vietnam-Konferenz in Westberlin am 17. und 18. Februar wurde bestimmt von der Erkenntnis, daß der Imperialismus, der die Befreiungsbewegung in Vietnam zu zerschlagen sucht, ein weltweites System ist, dessen Ausprägung zwar verschieden, seine wesentliche Bestimmung aber, Repressionsmaschinerie gegen die Emanzipation der Menschheit zu sein, überall identisch ist." (Sybille Plogstedt) Der Kongress endet am 18. Februar 1968 mit einer Massendemonstration.


Der Berliner Senat initiierte eine "Gegenkundgebung" unter dem Motto «Für Frieden und Freiheit», die am 21. Februar 1968 vor dem Rathaus Schöneberg stattfand.

Der Westberliner EXTRA-DIENST berichtet über die Vorbereitungen dieser Kundgebung

Die Vorbereitungen des Senats und des vereinigten Westberliner Establishments für die "Gegenkundgebung" am heutigen Mittwoch setzten bereits am Sonntagvormittag ein. Es war zuerst geplant, die Kundgebung am nächsten Wochenende, zumindest aber am Freitag stattfinden zu lassen. Vor allem von den Gewerkschaften kam der Hinweis, daß man "dann nicht genügend Leute auf die Beine bringen wird". Es schien auch fraglich, ob es der Springer-Presse gelingen könnte, die Bevölkerung der Stadt bis zum Wochenende "in Stimmung zuhalten". Daher wurde die Kundgebung auf Mittwoch vorverlegt. Die Veranstalter rechneten jedoch nur mit einer einigermaßen für sie erfreulichen Beteiligung, wenn die Betriebe dienstfrei gäben. Verhandlungen mit den Arbeitgebern, generell dienstfrei zu geben, scheiterten jedoch an der mangelnden Bereitschaft der Arbeitgeber, den Verdienstausfall zu bezahlen. Den Verdienstausfall für die städtischen Angestellten trägt die Stadt. Er beträgt pro städtischen Bediensteten im Schnitt 4. 95 DM pro Stunde; als Arbeitsausfall muß die Zeit zwischen 13.45 und 17. 30 Uhr gerechnet werden. Um zu erreichen, daß Arbeiter und Angestellte auch zur Kundgebung gehen und nicht eine Wiederbelebung des früheren "Beamtennachmittags" feiern, soll ein Demonstrationszug stattfinden, zu dem sich die einzelnen Betriebe auch "geschlossen" einfinden. Die Westberliner Sender sorgen durch mehrfache Übertragung der Kundgebung für einen Gemeinschaftsempfang der Daheimgebliebenen.

Die Außerparlamentarische Opposition wird sich an der Kundgebung nicht beteiligen. Allerdings ist vorgesehen, Flugblätter in der City zu verteilen.

OCR-Scan red. trend

nach oben